Eine Schulentwicklungsplanung auf der Basis von Sozialdaten, die letztlich auf ein zweisäuliges Modell mit Gesamtschulen und Gymnasien zielen soll, sowie mehr finanzielle und personelle Ressourcen für die Schulen gehören zu den zentralen Forderungen, welche die Teilnehmenden des Bildungskongresses der SPD-Ratsfraktion am 18. November gemeinsam erarbeitet haben. „Wir werden diese Forderungen aufnehmen, sie werden den Kern unserer bildungspolitischen Arbeit in den nächsten Jahren bilden“, verspricht Claudia Bax, die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion.

Die Forderungen wurden von etwa hundert Teilnehmenden in sieben Workshops erarbeitet und in der abschließenden Podiumsdiskussion des Bildungskongresses am Sonnabend zusammengeführt.

Ausgangspunkte der Diskussionen bildeten zwei Vorträge, wobei zunächst Till Sebastian Idel von der Universität Oldenburg über eine „Chancengerechte Weiterentwicklung der Schullandschaft“ referierte. Durch die Verbindung von Primarbereich (Grundschule) und weiterführender Schulform (Sekundarbereich) ließen sich Benachteiligungen aus sozialer und familiärer Herkunft überwinden, so Idel. Dies habe ein Schulversuch in Nordrhein-Westfalen eindrücklich belegt, bei dem an mehreren sogenannten Primus-Schulen ein durchgängiger Bildungsweg eröffnet wurde. Dort hätten mehr Kinder höhere Schulabschlüsse erreicht und nur wenige die Schule ohne Abschluss verlassen.

Melanie Walter, Claudia Bax (bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion), Adis Ahmetovic (Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes) und Lars Kelich (Fraktionsvorsitzender) (v.r.)
Melanie Walter, Claudia Bax (bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion), Adis Ahmetovic (Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes) und Lars Kelich (Fraktionsvorsitzender) (v.r.)

Wie die Berücksichtigung von Sozialdaten zu mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen kann, illustrierte Nils Olaf Hansen, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. Seit 1996 erhielten die Grundschulen in der Hansestadt 83 Prozent und die integrativen Stadtteilschulen ein Fünftel ihrer Zuweisungen auf der Grundlage von Sozialindizes, während Gymnasien kaum auf zusätzliche Mittel angewiesen seien, wie Hansen darlegte. Auch Klassengrößen, Personalausstattungen und Förderangebote richteten sich nach dem Sozialindex und könnten deshalb soziale Benachteiligungen ausgleichen, wie flankierende Tests und Erhebungen zeigten.

In der abschließenden Diskussion, an der auch Hannovers künftige Schuldezernentin Eva Bender teilnahm, wurde vor allem die Notwendigkeit unterstrichen, Sozialdaten zur Grundlage künftiger Schulentwicklungsplanung zu machen. Die Daten hierfür lägen in der Stadt Hannover bereits vor, betonte Eva Bender. Schon jetzt könne die Landeshauptstadt die Ressourcen, etwa für die Schulsozialarbeit, nach sozialen Indizes steuern, erläuterte Bender, und tue dies auch. Dabei sollten allerdings auch strukturelle Fragen, wie Einrichtungen von Jugend- und Sozialhilfe oder Kultur, berücksichtigt werden – ebenso die Dynamik der Entwicklungen in den verschiedenen Stadtteilen. Eine integrierte Schulentwicklungsplanung müsse, wie es die frühere Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn formulierte, die Schule als „Knoten im Stadtteil“ mitdenken – als Ort nicht nur der Bildung, sondern der Kultur, der Freizeitgestaltung und Begegnung. Das erfordere dann aber auch bauliche Veränderungen und veränderte Planungskriterien, wie eine Überprüfung des Standardraumprogramms für Schulen, so eine Forderung aus dem Plenum.

Deutlich wurde auch, dass für die künftige Schulentwicklung eine „gute Kooperation zwischen Stadt und Land unabdingbar“ sei, so Moderatorin Katja Irle. Allerdings dürfe die Stadt „bei Antworten auf die bestehenden Herausforderungen nicht auf das Land warten“, erklärte die künftige Dezernentin Eva Bender: „Wir als Stadt sollten schon von uns aus loslaufen.“ Dies umso mehr, als „wir in Hannover dazu bereit und in der Lage sind“, pflichtete Claudia Bax Bender bei. Das gelte auch für die Frage nach den Schulformen, in der sich der Bildungskongress für ein zweisäuliges Modell aus Gesamtschulen und Gymnasien aussprach. Ein erster Schritt zu anderen Schülerströmen von der Grundschule an weiterführende Schulen könnte eine Veränderung der Verteilerkonferenzen sein, führte Eva Bender aus.

Die Ergebnisse des Bildungskongresses sollten dahingehend vertieft werden, dass Antworten auf die Fragen gefunden werden müssten: Was braucht die Schule der Zukunft, und was brauchen Kinder für die Zukunft?, so Eva Bender. Dabei sei eine Diskussion nicht nur über Sozialräume, sondern in den jeweiligen Sozialräumen, also den Stadtteilen und Quartieren, notwendig. Die SPD als Bildungspartei werde diese Diskussionen führen, versprach abschließend Claudia Bax.