Hannover verdient etwas Besonderes! Die Neugestaltung des Steintorplatzes
Zum Beschluss der Neugestaltung des Steintorplatzes gestern im Bauausschuss hat der Fraktionsvorsitzende und baupolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Lars Kelich, folgendes Statement abgegeben:
Seit dem Haushaltsantrag, der von uns als damalige Partnerschaft zwischen SPD, Grünen und FDP im Jahr 2017 eingebracht worden war, mit dem die Bürgerbeteiligung zum Steintorplatz beschlossen worden ist, sind wir einen weiten Weg gegangen. Dieser Weg hat sich gelohnt.
Die Bürgerbeteiligung fand in diversen Formaten und mit unterschiedlichen Zielgruppen statt. Auf diese Weise floss eine Vielzahl von Ideen in den Prozess ein, aus dem letzten Endes die sogenannte „Steintor-DNA“ entwickelt worden ist. Parallel zum Beteiligungsprozess, der die komplette Zeit weiterlief, beschäftigte sich eine Fachjury mit den Vorschlägen. Zum Schluss wurden mehrere städtebauliche Entwürfe sowohl mit dem Fachpublikum als auch in Bürgerversammlungen erörtert und eine sehr gute Entscheidung getroffen.
Der Gewinnerentwurf zeichnet sich besonders durch die Einfassung des Platzes aus, die durch die städtebaulich nicht eindeutige Umgebung heute kaum gegeben ist. Bestandteil ist die halbmondförmige Baumreihe, bei der die heutigen Bestandsbäume durch weitere Pflanzungen ergänzt werden. In dieser Baumreihe finden sich „Ruhepole“ mit Sitzgelegenheiten und Freizeitangeboten. Im Zentrum des Platzes steht eine 30 Meter hohe Stele mit Lichtkunstinstallation, die sich zu einer neuen Sehenswürdigkeit Hannovers entwickeln wird. Ergänzt wird das elliptische Zentrum des Platzes durch attraktive Wasserflächen am Nord- und Südende mit dahinterliegenden Tribünen, die ebenfalls zum Aufenthalt einladen. Mit diesen neuen Elementen der Gestaltung einher geht auch ein Stück Reparatur des Platzes im westlichen Bereich zur Münzstraße hin, denn der Platz wird auf die Null-Ebene angehoben und ist damit auf der vollen Länge zugänglich – ohne Geländer, ohne Barriere. Auch das ist ein großer Gewinn für den Stadtraum. Hierdurch entfällt zudem der heute viel zu enge halbrunde Abgang von der Münzstraße auf den Platz, den sich derzeit Fußgänger und Radfahrer teilen müssen.
Wir wissen, dass wir uns in schwierigen Zeiten befinden, wenn es um öffentliche Finanzen geht. Deshalb haben wir gestern im Bauausschuss gemeinsam mit CDU und FDP per Antrag zwei Maßnahmen, die den Entwurf nicht gefährden, aber dennoch viele Ressourcen kosten würden, herausgenommen bzw. verschoben. Das zeigt einerseits haushaltpolitische Verantwortung, sorgt andererseits aber auch für eine Verwirklichung dieses Entwurfes, der in schweren Zeiten für die Innenstadt ein städtebauliches Symbol der Hoffnung ist.
Als SPD sind wir uns deshalb sicher: Diese Neugestaltung ist etwas Besonderes. Und unsere Stadt verdient etwas Besonderes.
Es gab in den letzten Wochen und Monaten Debatten bezüglich der Verkehrsführung auf dem neu gestalteten Platz. Klar ist für uns: Der Steintorplatz ist der westliche Eingang zur Fußgängerzone, wodurch selbstverständlich die Fußgänger Priorität haben und bevorrechtigt sein müssen. Der Platz liegt aber auch an einem Knotenpunkt des ÖPNV, einem Aufeinandertreffen der Stadtbahnlinien 4,5,6 und 11 mit den Linien 10 und 17. Darüber hinaus mündet das östliche Ende der Langen Laube, auf der eine der Hauptverbindungen für Radfahrende aus Hannovers Westen und Nordwesten in die Innenstadt verläuft, auf den Steintorplatz. Das bedeutet, dass es ein Angebot für die Radfahrenden geben muss, um auf den City-Radring zu gelangen.
Der Plan der Verwaltung leitet sich dabei von den städtebaulichen Achsen ab. Eine davon ist die alte Laves-Achse vom Kröpcke bis zum Königsworther Platz. Die andere Achse ist die Verkehrsachse aus der Langen Laube, die über den Steintorplatz exakt auf den befahrenen Teil der Georgstraße vor becker + flöge führt. Daraus leitet der Plan ab, dass die Radfahrenden aus der Langen Laube geradeaus über den zu einem Shared Space gestalteten Südteil des elliptischen Zentrums des Platzes fahren, um direkt dahinter auf die Georgstraße zu kommen. Weil wir uns in einer Fußgängerzone befinden, muss sich in der Konsequenz selbstverständlich der Radverkehr dem Fußverkehr unterordnen. Auf Grund der Dimensionen des Platzes ist es jedoch unwahrscheinlich, dass das zu großen Schwierigkeiten führt – mit Ausnahme jener Tage, an denen Veranstaltungen auf dem Platz stattfinden. Für diese Tage bedarf es jedoch ohnehin einer anderen Verkehrsführung, die auch heute schon praktiziert wird und ohne Probleme funktioniert.
Dennoch gab es gestern einen Änderungsantrag der Grünen + Volt + Piraten, der diese Verkehrsführung problematisiert hat und als Gegenvorschlag einen baulich abgesetzten Radweg durch den südlichen Baumkranz des Platzes (sprich: durch den südlichen „Ruhepol“) und danach wieder auf die Georgstraße führt. Als SPD haben wir diesen Vorschlag aus mehreren Grünen für nicht sinnvoll erachtet, auch wenn wir das Anliegen verstehen können.
Die Gründe sind folgende: Im südlichen Baumkranz befinden sich Sitzgelegenheiten, wodurch dort zum Verweilen eingeladen werden sollte, also Aufenthaltsqualität und Ruhepol, wie aus dem Beteiligungsprozess gefordert, umgesetzt werden sollen. Dieses städtebauliche Ziel wird durch diese Radwegeführung in Frage gestellt, denn auf diese Weise wird sich dort niemand lange aufhalten. Das verstärkt sich noch dadurch, dass der Vorschlag von Grüne + Volt + Piraten von einem baulich deutlich abgehobenen Radweg mit taktilen Elementen zur Gestaltung spricht, wodurch aus unserer Sicht den Radfahrenden eine Bevorrechtigung suggeriert wird und sie zum Schnellerfahren animiert werden bzw. sie sich gegenüber den Fußgängern behaupten werden, obwohl diese die eigentlichen Bevorrechtigten des Platzes sind. Der südliche Teil des Platzes wird damit weit weniger Aufenthaltsqualität bieten als ursprünglich diskutiert und geplant. Wir hätten es besser gefunden, den Verwaltungsvorschlag umzusetzen und diesen eine Saison zu beobachten, um sehen zu können, ob diese Befürchtung tatsächlich begründet ist. Danach hätten immer noch Alternativen umgesetzt werden können.
Mit unserer Haltung konnten wir die antragstellende Fraktion wie auch die CDU leider nicht überzeugen, weshalb dieser Punkt beschlossen worden ist.
Das ist aus unserer Sicht zwar keine sinnvolle Entscheidung, aber sie ist im Verhältnis zu dem, was tatsächlich mit dem Beschluss des Platzes erreicht wurde, nichts, was den Platz insgesamt in Frage stellen würde.
Wir freuen uns nun auf die Umsetzung, die innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre passieren wird.