In der dritten Veranstaltung der Dialogreihe zur Zukunft der Innenstadt, die die SPD-Ratsfraktion gemeinsam mit dem SPD-Stadtverband ausrichtet, standen die Themen Leben und Umwelt im Mittelpunkt. Dabei zeigte sich, dass die Transformation der Innenstadt hin zu mehr Wohnen schon längst begonnen hat, aber zukünftig mehr Fahrt aufnehmen wird. Die Veranstaltung wurde moderiert vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Lars Kelich.

Karen Pein, Geschäftsführerin der IBA Hamburg, Eva Herr, Stadtplanungsamtsleiterin aus Köln und Bernd-Claas Gesterkamp, Inhaber der Gesterkamp Immobilien Marketing, zeigten anhand von Beispielen aus den Städten, dass alle großen Kommunen mit denselben Problemen zu kämpfen haben. Die Herangehensweise zur Lösung unterscheiden sich oft nur im Detail, die gleichwohl bei den versammelten Architekt*innen und Stadtplaner*innen auf großes Interesse stieß.

Einig zeigten sich die Fachleute, dass ein hoher Veränderungsdruck auf die Innenstädte kurzfristige Ad-hoc-Maßnahmen und viel mehr Experimente brauche. Dabei solle man nicht flächig über das gesamte Gebiet vorgehen, sondern sich linienförmig und punktuell auf ausgewählte Orte konzentrieren. Der hannoversche Architekt Hassan Hamza nannte es eine Pop-up-Kultur zu fördern: mit neuen Angeboten experimentieren und auch ein Scheitern einkalkulieren.

Seiner Meinung nach müsse sich der Wandel in den Lebensvorstellungen schneller auf die Innenstädte niederschlagen. Es sollte mehr Gastronomie und Kultur in Form von Unterhaltung einziehen. Außerdem meinte Hamza, dass es nicht mehr notwendig sei, alle Waren erst in die Innenstadt zu bringen, damit sie der Kunde wieder herausträgt. Eine zeitnahe Direktbelieferung entlaste den Verkehr- und die Umwelt.

Karen Pein und Eva Herr zeigten auch aus beiden Großstädten, dass eine langfristige Strategie und Gestaltungsleitlinien als Kompass für eine Transformation der Innenstädte notwendig sei. Sie setzten sich dafür ein, dass der Individualverkehr vom Straßenrand in die Tief- oder Obergeschosse von Geschäftshäusern zurückgedrängt werden sollte. Dies sei mit guten Angeboten der Verkehrsführung zu verknüpfen. Die freigewordenen Flächen dienten dazu, mehr Grün- und Freiräume zu schaffen oder für kulturelle und gastronomische Angebote zur Belebung zu nutzen.

Bernd-Claas Gesterkamp zeigte neben einigen Beispielen auch sein jüngstes Vorhaben, einem seit über 10 Jahren geschlossenes Kaufhaus mitten in der Duisburger Innenstadt gegenüber dem Rathaus wieder Leben einzuhauchen. Für ihn ist dabei wichtig, den Ort aus seiner Historie und dem Umfeld zu entwickeln.

Der hannoversche Architekt Christian Kleine und der Geschäftsführer von hanova WOHNEN, Karsten Klaus, erinnerten an die schon verwirklichten Veränderungen auf dem Klagesmarkt und Marstall sowie deren aus unterschiedlichen städtebaulichen Kontexten entstandene Umsetzung. Außerdem verwiesen sie auf das sich gerade in der Planung befindliche Gelände des ehemaligen Postscheckamtes am Rande der Innenstadt. Hier sei ein Mix aus 50 Prozent Wohnen und 50 Prozent Gewerbe geplant.